PROTEST! aber nicht in echt.

liebe kati,

uff, prüfung überstanden, BA dem prof geschickt! jetzt darf ich mich wieder anderen dingen widmen – beispielsweise zur abwechslung (hoho) ein bisschen bloggen. prokrasti… was?

ur schade jedenfalls dass du & H.-P. nicht beim 10. protestsongcontest vergangene woche dabei sein konntet. ich hab im kalender nachgeschaut – seit 2009 ist das bei uns schon schwesterlich-schwägerliche tradition! glück ist vogel, ehschowissen. also damit ihr nicht ein loch in eurem PSC-gedächtnis hab, hier ein paar impressionen:

gleich vorweg: virtuell-künstliches synthieoperettengedudel über die „armen märkte“ (startnummer 6) hat sich in letzter instanz eines unfassbar spannenden kopf-an-kopf-rennens zwischen anstaltsnahem wahnwitz (startnummer 9) und realem echtzeit-protest der refugees aus der votivkirche (startnummer 10) als siegerin durchgesetzt. was das mit moralischer geiselnahme und virtuellem vs. analogem protest zu tun hat kommt später noch. alle finalistInnen kann man jedenfalls auch bei effemmvier in bewegtbild bestaunen.

PSC 2013 Juryentscheidung

aber mal von vorne: ca. 20:30h, spannungsgeladen-protestlaunige atmosphäre im ausverkauften rabenhof mit M. & N. – für M. sogar PSC-premiere…

psc_publikum… der in alter tradition mit dem famosen arbeitersängerbund eröffnet wird, das jährliche (eigentliche) highlight:

psc arbeitersängerbund

danach als 1. band des abends die m.E. schwerst unterschätzten matata und ihr song über fruit companies – mangos, ananas und papayas. fetter sound, psc-ungewohnte musikalische qualität, soulige sängerin und zwei tighte rapper, bläserfraktion, multilinguale textbausteine, gutes thema, uncheesy auf den punkt gebracht. leider in der endwertung mit dem 5. platz absolut unterbewertet – kann ich nur darauf zurückführen dass sie A) nicht kontrovers genug waren und/oder B) auf grund des hochemotionalen finale des finales schlichtweg untergangen sind.

danach ein paar mittelmäßige acts sowie eine spaß-partie mit aufklebe-moustaches und einer kampfansage an die „donaudampfschiffwohlstandsgesellschaftskapitänskahipster“. textzeile hier zu sehen samt 50% der jury –  u.a. inkl. der nach 10 jahren jurorinnen-tätigkeit zum letzten mal punkte vergebenden doris knecht sowie dem alten aufklärer peter paul skrepek plus nina weissensteiner vom derstandard.at innenressort (nicht im bild: martin blumenau, mirjam unger und skero von texta).

psc jury

eine vollbesetzte bühne mit fargo aus linz (stermann: „westwien!“), musikalisch abwechslungsreich aber leider textlich eher mau…

psc fargo

… und zu guter letzt die letzte beiden acts, die die wogen hochgehen lassen – nummer 9, die schweißtreibend á la tasmanischer teufel quer über die bühne rotierenden anstaltskinda (2 trinkpausen während einer 3-min bühnenshow!) und mit der startnummer 10: refugees of the vienna refugee camp.

psc refugees

sprechchöre, plakate, pfeifkonzert, und brodeln im publikum. bei der finalen jurybewertung allerdings kippt die stimmung – erst als der von mir als musiker geschätzte skero hat sich leider vollkommen ins abseits katapultiert mit dem jenseitigen schmäh, er hätte sich musikalisch von den refugees mehr erwartet, die hätten ja schließlich auch genug zeit zum proben gehabt (während der besetzung der votivkirche, anm.). zynismus seitens jury schon ok und sachen, aber… so nicht. blumenau hat das auch dazugehörige backstage-nachspiel zitiert:

Nachher kam Saladin, der Lead-Sänger/Sprecher der Refugees und entschuldigte sich bei Skero für seine schwache Performance. Weißt du, ich bin nicht im Vollbesitz meiner Kräfte, ich bin nämlich immer noch im Hungerstreik, sagte er.

Das war für mich der beschämendste Moment der gesamten Protestsongcontest-Geschichte. Ein Aktivist, dessen Existenz auf dem Spiel steht, dessen life on the line ist, entschuldigt sich bei einem Juror für seine weniger gute Auftritts-Leistung. Die seiner misslichen Lage, gegen die er anspielt, geschuldet ist. Weil die Jury – in Teilen – die akademische Fertigkeit über die Bedeutung der Musik gestellt hat.

und dann: skrepek. der alte musikergildenfuzzi, der sich jahr für jahr damit rühmt allen musikerInnen des PSC pro kopf und nase heiße 12,50EUR zu ermöglichen, die vom rabenhof noch verdoppelt werden, schießt den vogel ab. als letzter juror des 10. PSC finales stellt er sich mit seiner von blumenau konstatierten musikschullehrermentalität endgültig ins eck – er verwehre sich der moralischen geiselnahme! o-ton zusammengefasst von dani:

Er bezieht sich dabei (in der Wertung, Anm.) auf folgende Aussage der refugees: „Wir danken allen, die uns helfen, aber wir erlauben niemanden, uns zu benutzen“ und gibt seine neun Punkte an Benedikta Manzano. Null Punkte von Peter Paul Skrepek für die refugees sind ein hartes Urteil.

damit verbleiben startnummer 9 und 10 ex aequo auf dem 2. platz, die refugees verlassen das auditorium, die erneut anhebenden sprechchöre verstummen wieder. und die publikumsreaktion?

PROTEST

… möchte man meinen. aber für die bühnenstürmung reicht’s trotz einiger nummern zuvor niedergerissenem absperrbandl nicht, und benedikta darf ihr siegerinnenlied nochmals zum besten geben.

PSC finale sind immer wieder mit emotionalen wogen verbunden – wir erinnern uns schaurig an die ehrenvollen gewinner des EWHO, die mit dem ohmschen widerstand seitens publikum schlichtweg ausgebuht wurden. die moralische arschkarte hatte diesmal allerdings definitiv die jury, und hat sie leider genau verkehrt ausgespielt. virtuelle märkte overrulen echtzeit-protest. was will uns das sagen…

nächstes jahr gehört jedenfalls wieder eine ordentliche portion lesterschweiniges raumpensaugejohle an den start!

nachtinachti vom
nachteulenschwein

PS: nicht nur knecht dankt ab, angeblich wird auch stermann den hut ziehen und ab nächstem jahr nicht mehr moderieren. sagt zumindest ein post auf vegan-forum.de

3 Gedanken zu „PROTEST! aber nicht in echt.

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