cha…, cha…, chatreuse! (gesundheit.)

liebe hanna,

nachdem die unaussprechlich guten wirsing-gupferl jetzt nicht mehr exklusiv und geheim sind, müssen die geneignten leserchen auch nicht mehr die kurier-freizeit würgen um an das rezept zu kommen, sondern können gleich hier nachlesen wie man mit, sagen wir mal, zumindest überschaubarem aufwand ein echtes angeber-gericht basteln kann.

chatreuse vom wirsing mit pilz-maroni-füllung an wurzeljus

collage_chatreuse

1 kl. Wirsingkopf
½ kg Pilze
½ kg Maroni
1 Zwiebel
1 Bund Petersilie
Olivenöl
Salz, Pfeffer

Wurzeljus:
1 kleines Stück Sellerie
1 Zwiebel
2 Karotten
1 Petersilienwurzel
1 Stück Lauch
1 EL Tomatenmark
1 EL Mehl
1 guter Schuss Rotwein
½ l Gemüsebrühe

Kraut vorsichtig in Blätter zerlegen und 2 Minuten blanchieren, kalt abschrecken. Maroni ca. ½ Stunde kochen, einschneiden und schälen. Anschließen mit der Gabel oder den Händen zerdrücken. Pilze klein schneiden, portionsweise scharf in wenig Öl anbraten, zu den Maroni geben. Zwiebel fein schneiden, goldbraun anbraten, zu den Maroni geben, alles mit der gehackten Petersilie mischen und mit Salz und Pfeffer abschmecken. Die dicken Strünke der Blätter entfernen und jeweils eine kleine Auflaufform mit einem Blatt auslegen. Die Form mit der Fülle füllen, die Ränder der Blätter einschlagen und alles bei ca. 200 Grad im Backrohr oder Dampfgarer 20 Minuten garen. Im Rohr unbedingt ein Backblech mit Wasser auf die unterste Schiene geben.

 

Für den Wurzeljus das ganze Gemüse bis auf den Lauch schälen und fein schneiden. Die Zwiebel in etwas Öl glasig andünsten, anschließend das restliche Gemüse mitdünsten bis alles etwas Farbe angenommen hat. Dann das Tomatenmark beigeben und anrösten bis es eine bräunliche Färbung annimmt und süßlich zu riechen beginnt. Mit Mehl stauben, einmal umrühren, mit dem Wein ablöschen und mit der Brühe aufgießen. Den Lauch beigeben und mindestens eine halbe Stunde zugedeckt auf kleiner Flamme köcheln lassen. Vor dem Servieren den Lauch entfernen.

600g speckige Kartoffeln
in kaltem Wasser mit etwas Salz auf mittlerer Flamme zustellen, zum Kochen bringen, abschäumen und weich kochen. Abseihen, kurz ausdämpfen lassen, schälen und grob schneiden und mitAlsan oder feinem Öl (z.B. Distelöl oder Hanföl oder Nussöl), einer Prise Salzund frisch gehackten Kräutern wie Thymian, Dille, Rosmarin, Salbei, Petersilie, ….mischen.

 

vielen dank auch an dich, liebes lesterschwein, für die super foto dokumatation. wenn schon angeber gericht, dann auch auch angeber fotos, hell yeah! und wenn wir sie schon haben, dann auch noch die schönen zutaten-fotos:

hanna arrangiert zutaten…

DSC02775_hanna

…und kati arrangiert zutaten

DSC02779_kati

unter diesem aspekt kann man sich meine überraschung vorstellen, als das jungkind, völlig begeistert vom letzten tantenwochenende ohne die leiseste ironie in der stimme verkündet hat:

also mit der hanna könnte ich glaub ich voll super zusammen wohnen, die ist nicht so ordentlich wie du.

???!!!???

jundkind, du hast da was verpasst, aber gründlich.

lieben gruß,

dein schwesterlein

what the wirsing! bloggen mit 9 fingern

liebe lesterschwester,

what the heck ist eigentlich wirsing? warum macht mich zwiebelschneiden neuerdings krankenhaus? und wie entfernt man blutspritzer von fotowänden?

gleich vorweg, bevor du einen post-urlaubs-adrenalinschock bekommst: alles ist gut. sogar schon heute. dank onkel doktor, oklusionsverband und vorarlberger nussschnaps. aber eins nach dem anderen…

freestyle soli-kochsession mit dem soli-gemüse

während also du mit H.-P. & konsorten die südtschechische seenregion auskundschaftest, habe ich mich mit tatkräftiger unterstützung der solidarischen verarbeitung unserer 1/2+1/2 ernteanteile aus der CSA mogg gewidmet. und man merkt – es ist hochsaison! denn vom foodkoop-lager in der möhrengasse durfte ich kiloweise frisches sommergemüse co2-neutral fahrradwendend durch die leopoldstadt schippern, um sie dann in einer impromptu-aktion mit S., L. und E. zu verkochen. mit zucchini, feldgurken, strauch- & cocktailtomaten, ochsenherzkarotten, grün-roten paprika etc. schlossen wir gleich freundschaft, aber was ist das für ein dickblättriges grünes kräuselzeug? wirsingkohl, sagt die ernteanteilsliste. grübelgrübel, was macht man wohl damit? während L. schon mal fleissig die suchmaschine würgt („das ist doch ein wintergemüse, warum wächst der jetzt überhaupt?“) hat S. eine eingebung:

„wir könnten rouladen machen!“
„sollma ein rezept googlen?“
„du wolltest freestyle – freestyle it is!“

so be it: polnisch, praktisch, gut! der rest wird zu curry und strudelteigverwertung. an die messer, fertig, los…

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1 solidarischer ernteanteil im impromptu-dinner: kohlrouladen, gemüsestrudelhäppchen, karotten-kohl-curry & bunter salat. als dessert eine box eisgreiszler-freude! da kommt auch der zeigefinger über die bekanntschaft mit dem küchenmesser hinweg…

aber bis zum tatsächlichen dinner sollte es doch noch länger als geplant dauern…

angriff der killergemüse

der messeraufruf ist dann nämlich etwas daneben gegangen – konkret hat meine euphorie ob des bevorstehenden massaman-curry die jungzwiebelschnippelei etwas aus den fugen geraten lassen, beim hechseln der finalen 3cm grünzeug haben sich H.-P.’s berühmt-berüchtigte messerschleifkünste (ich sag nur: metzgerssohn!) an meiner zeigefingerkuppe bewiesen. uuuuaaarrrrrgh! wildes aufgejaule und ein ebenso wilder hecht gen waschbecken haben schon gereicht um sowohl L. als auch die familienfotowand mit frischem hannablut zu besprenkeln. grausekelschmerz. aber keine sorge – meine fingerkuppe ist im abfluss verschwunden, keine gefahr der entveganisierung in verzug!

S. & E. haben daraufhin in E.R.-würdiger notfallsmanier schichtweise pflaster und verbandsmaterial aufgetragen, aber der anruf bei küchenunfallerfahrenen müttern, brüdern, schwägerinnen und ärztenotdiensten beweist: ohne tetanus-auffrischung ist erdgemüse-schnippel-dingens eine eher ungute geschichte, also mit E. ab ins nahegelegene UKH lorenz böhler. und – surprise! – das notfalls-procedere mit ameldung, erstversorgung, wundbehandlung und auffrischungsimpfung war in weniger als 45 min. erledigt. respect! meinen zeigefinger krönt jetzt nicht nur ein eindrücklicher profi-verband, sondern auch eine darunterliegende spezialfolie, die das ganze wieder heile macht. hopefully.

back home haben sich S. & L. nettenswerter weise der finalisierung der hauptspeisen-variationen gewidmet („das war alles ein abgekartetes spiel – ihr wolltet nur nicht kochen!“), von klassischem curry über strudelvariationen bis zur großen salatschlüssel. und *drumroll* DIY-rouladen!

freestyle-kohlrouladen á la S.

1 kopf wirsingkohl
2-3 zwiebeln
8-10 tomaten, optional tomatenmark
1-2 zucchini
1 tasse reis
optional lorbeerblatt
salz & pfeffer
olivenöl
bindfaden oder zahnstocher

äußere blätter wegnehmen und waschen, einzelne blätter kurz in heißes wasser einlegen und danach kalt abschrecken

zwiebeln schneiden und anbraten, das herz des wirsing aufschneiden und dazu, mit apfelessig löschen, mit salz & pfeffer abschmecken

tomaten kreuzweise eingeschnitten und in heißes wasser einlegen, danach schälen und klein schneiden, zur zwiebel-wirsing-pfanne dazu, mit geschlossenem deckel köcheln lassen, optional ein lorbeerblatt dazu, optional pürierte tomaten dazu

reis in olivenöl anschwitzen, einen suppenwürfel dazu und mit wasser aufgießen

zucchini klein schneiden und zum reis dazu, mitkochen

einzelne wirsingblätter mit dem reis füllen und mit einer schnur oder zahnstochern fixieren, die wirsing-reis-päckchen in den topf mit gemüse-tomaten-soße geben und mitköcheln lassen (.. bis H. wieder aus dem krankenhaus retour ist)

so, und nach dem essen konnten auch die letzten flecken auf den familienfotos ordnungsgemäß entfernt werden. am nachhauseweg gab’s dann noch ein stamperl eigenhändig importierten vorarlberger nussschnaps zu reparaturzwecken, von H. in der nachbargasse durch’s wohnzimmerfenster gereicht. love my hood!

und heißen dank an die werte ehemalige ausbildungs- und jetzt-wieder-neue arbeitskollegin N. von masslos-kochen.at für die abnahme der restgemüses und die trostpackung safran-kamut kekse! kochblogs unite. ich werde diese woche messern fernbleiben und stattdessen noch ein paar lokaltests anpeilen…

ein hoch dem ersten blogbeitrag nach dem 9-finger-system,
und welcome home, liebe lesterschwester!

deine hanna